Mehr als die Hälfte der amerikanischen Patienten wissen nichts über klinische Forschung. Das stellte sich in einer Studie aus dem Jahr 2013 heraus. Das zeigt einen positiven Trend, da eine ähnliche Studie im Jahr 2000 herausfand, dass damals nur jeder fünfte Patienten über klinische Forschungsprojekte Bescheid wusste.
Es ist offensichtlich, dass Patienten, die nicht über klinische Forschung Bescheid wissen, keine Möglichkeit bekommen an diesen Forschungsprojekten teilzunehmen. Von allen US-amerikanischen Patienten in der Studie, denen eine Teilnahme an einer klinischen Studie angeboten wurde, nahm nur die Hälfte dieses Angebot an.
Für eine beachtliche Anzahl dieser Patienten, die über klinische Studien informiert wurden, lautete die Entscheidung, dass es keinen Sinn machte an bestimmten Forschungen teilzunehmen, da diese für ihre Erkrankung irrelevant waren.
Einige Gruppen nehmen seltener an klinischen Forschungsprojekten teil, Gründe dafür gibt es viele
In einer Studie mit 300 klinischen Forschungsprojekten mit dem Fokus Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den USA, war nur ein Viertel der Teilnehmer Frauen. Und das trotz der Tatsache, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die führende Todesursache unter Frauen in den USA sind und, dass mehr Frauen als Männer an der Erkrankung leiden. Dass mehr Männer als Frauen an Forschungsprojekten teilnehmen, kann auch daran liegen, dass Frauen mehr Hormone aufweisen als Männer. Das bedeutet, dass klinische Studien sich mit Frauen als schwieriger gestalten. Daher erfüllen Frauen oft die Einschlusskriterien nicht oder werden von den Forschern nicht ausgewählt, da das im Vergleich zu männlichen Probanden mehr Arbeit für sie bedeuten würde.
Der gleiche Trend lässt sich bei afroamerikanischen Patienten in den USA feststellen. Diese Minderheitengruppe leidet am häufigsten an Krebs. Trotzdem beträgt der Anteil der Afroamerikaner an klinischen Studien nur circa ein Prozent. Ihr Anteil an der gesamten amerikanischen Bevölkerung beträgt im Vergleich dazu ungefähr 12 Prozent. Zusammenhängend mit den vorher genannten Gründen, kann dieser Trend auch damit zusammenhängen, dass Forscher herausfanden, dass z.B. afroamerikanische Patienten auf einige Medikamente anders reagieren als kaukasische Patienten.
Eine US-amerikanische Studie zeigte, dass Einkommensschwächere mit einer sieben Prozent geringeren Wahrscheinlichkeit ein Angebot zu einer klinischen Studie erhielten als solche mit einem höheren Einkommen. Die einkommensschwache Gruppe bekam daher in einigen Fällen nie die Möglichkeit selbst zu entscheiden.
In den USA gibt es noch andere Faktoren, die anders als in Europa eine Rolle spielen. Das liegt daran, dass das Selbstzahler-System für medizinische Behandlungen in größerem Ausmaß vorhanden ist - wenn man keine Versicherung abgeschlossen hat.
In der Studie wurde untersucht, welche Gesichtspunkte dazu führten, dass einkommensschwächere Patienten deutlich seltener an einer Teilnahme interessiert waren. Laut eigenen Aussagen meinten die Patienten unter anderem, dass ihre Behandlung kostspieliger und risikoreicher wäre.
Der Forscher der Studie, Moon Chen, glaubt, dass auch hier der Mangel an Information über klinische Forschungen den Unterschied macht. Er denkt nicht, dass der öffentliche Sektor genug dafür tut, über Möglichkeiten zu informieren und ruft gleichzeitig dazu auf, effizientere Rekruitierungen anzustoßen.
Die vier Phasen eines Forschungsprojektes
Bevor eine neue Behandlungsmethode für Studien am Menschen freigegeben wird, werden ausführliche Überlegungen angestellt. Außerdem muss vorher definiert werden, ob potentielle Risiken potentielle Nutzen überwiegen.
Patienten mit wenig oder keinem Wissen über Forschungsprojekte wissen möglicherweise nicht, dass klinische Forschungsstudien vor Tests an Menschen, in den meisten Fällen vorher bereits an Tieren getestet wurde (das geschieht vor Studien am menschlichen Körper und wird vorklinische Forschung genannt), sowie an einer kleinen Gruppe gesunder Patienten. Dadurch werden potentielle Risiken abgesichert.
Klinische Forschungsprojekte sind in vier Phasen eingeteilt, wie im folgenden erläutert:
Phase 1
Die experimentelle Behandlung wird zum ersten Mal an einer kleinen Probandengruppe getestet (20-80 Probanden) um die Sicherheit zu bewerten, eine sichere Dosis der Behandlung zu bestimmen und potentielle Nebenwirkungen zu erkennen.
Phase 2
Die Behandlung wird an einer größeren Probandengruppe mit einer bestimmten Erkrankung getestet (100-300 Probanden) um die Wirkung der Behandlung einzuschätzen und ihre Sicherheit zu bewerten.
Phase 3
Die Behandlung wird an einer großen Personengruppe getestet (1000-3000) um die Wirkung zu bestätigen, Nebenwirkungen zu überwachen, die neue Behandlungsmethode mit bereits existierenden zu vergleichen und Informationen zu sammeln, die eine sichere Nutzung der neuen Behandlungsmethode garantiert.
Phase 4
Diese Phase wird auch Post-Marketing Studie genannt. In dieser Phase wird untersucht, wie sicher das Medikament oder die Behandlungsmethode nach der Produkteinführung ist. Das wird durchgeführt, nachdem die experimentelle Behandlungsmethode genehmigt wurde. Diese Phase liefert zusätzliche Informationen zur Behandlungsmethode, sowie über die Risiken, Nutzen und sehr seltene Nebenwirkungen.